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Personalmanagement

Warum New Work plötzlich so relevant wurde und wie Sie den Megatrend in Ihrem Unternehmen richtig umsetzen

Anika Wegner
Veröffentlicht: 20 Oktober 2023
Upgedatet: 20 Oktober 2023
Junge Geschäftsleute diskutieren über ein Thema.

In diesem Leitfaden erklären wir Ihnen alles, was Sie über New Work wissen müssen und zeigen Ihnen Modelle und Arbeitsformen, die Sie in Ihrem Unternehmen umsetzen können.

New Work ist kein gänzlich neues Konzept und doch der Megatrend der letzten Jahre. Doch wie ist es entstanden? Warum ist es heute relevanter als je zuvor? Und vor allem: Wie können Unternehmen die neue Art des Arbeitens erfolgreich für sich nutzen? Wir erklären, welche Unternehmensbereiche es betrifft und welche Lösungsansätze und Methoden es für die Modernisierungsmaßnahmen gibt. 

Inhaltsverzeichnis

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Was ist New Work? Die Definition des Konzepts

Mit „New Work“ ist eine neue Art des Arbeitens gemeint, die vom amerikanisch-österreichischen Philosophen und Soziologen Frithjof Bergmann entwickelt wurde. Heute ist New Work ein etablierter Begriff, um neue Arbeitsformen und neue Werte in der Arbeitswelt zu erfassen. In vielen Unternehmen ist das Konzept bereits gelebte Praxis.

Im Kern geht es dabei um die Voraussetzungen, die nötig sind, damit Menschen ihre Arbeit nicht nur als Notwendigkeit empfinden, sondern sie als sinnstiftend erleben. 

Die Entstehungsgeschichte von New Work

Seine ersten philosophischen Arbeiten veröffentlichte Frithjof Bergmann bereits in den 1960er Jahren. Ein Jahrzehnt später begann er der Frage nachzugehen, was Menschen brauchen, um sich frei zu fühlen. Individuelle Freiheit lag für ihn nicht darin, äußere Begrenzungen zu überwinden, die beispielsweise aus den Bildungssystemen, den Familien und gesellschaftlichen Anforderungen resultieren. Aus seiner Perspektive kann Freiheit nur aus Selbstbestimmung und persönlicher Identifikation heraus entstehen. Diese These übertrug Bergmann auch auf die Arbeitswelt. 

Vor dem Hintergrund des Niedergangs der US-amerikanischen Autoindustrie und anderer klassischer Industrien versuchte er, die Anforderungen an Arbeit sowie an die Kultur von Unternehmen unter den Bedingungen des Übergangs von der Industrie- zur Wissensgesellschaft zu erfassen. Gleichzeitig untersuchte er nicht nur den Kapitalismus, sondern auch den Kommunismus und stellte fest, dass freie Arbeitsweise in beiden Systemen kaum möglich war. Stattdessen wurde die Arbeit meist stark fremdbestimmt. 

Erstmals diskutiert wurde sein Konzept von New Work in den frühen 1980er Jahren. Im Jahr 1984 gründete Bergmann schließlich sein erstes New Work Center. Heute agieren diese Zentren im Rahmen eines globalen Netzwerks. Für Bergmann selbst wurden New Work sowie New Culture zu einem Lebensthema.

Frithjof Bergmanns Thesen von New Work

Ausgangspunkt des New-Work-Konzepts war Bergmanns These, dass das alte Jobsystem am Ende sei.

Die Arbeit in den Strukturen der klassischen Industriegesellschaft machte Menschen in hohem Maße unfrei, zudem erwiesen sich die traditionellen Produktions- und Arbeitsformen schon in den 1980er Jahren als kaum noch zukunftsfähig. Automatisierung und Digitalisierung ermöglichen es, diese Strukturen unter dem Aspekt der Sinnstiftung zu hinterfragen.

Vor diesem Hintergrund stellte Bergmann einige einfache, für die damalige Zeit jedoch höchst provokante Thesen auf: 

  1. New Work ist ein individueller und sozialer Aufstand, der eng mit der Nutzung smarter Technologien verbunden ist.
  2. Dieses Konzept ist auf Selbstbestimmung, Sinn und Nachhaltigkeit ausgerichtet.
  3. New Work ist ein längerer Prozess, der auf der Grundlage eines kulturellen Wandels vor sich geht. Menschen sollen ihre Persönlichkeit in ihre Arbeit einbringen und sich durch ihre Arbeit selbst verwirklichen können.
Junge Geschäftsleute besprechen ein Projekt in einem Meeting.

Welche Modelle von New Work gibt es?

New Work beschreibt die Veränderungen in der Arbeitswelt, insbesondere im Kontext von Digitalisierung, Globalisierung und sich wandelnden Arbeitsstrukturen. Es gibt verschiedene Modelle und Konzepte, die im Zusammenhang mit New Work diskutiert werden. Hier sind einige davon:

  1. Holacracy:
    • Holacracy ist ein Organisationsmodell, das hierarchische Strukturen durch selbstverwaltete Teams und Rollen ersetzt. Es fördert die Autonomie der Mitarbeitenden und ermöglicht eine flexiblere, anpassungsfähige Organisationsstruktur.
  2. Agile Arbeitsmethoden:
    • Agile Arbeitsmethoden basieren auf Prinzipien des agilen Manifests und betonen iterative, kollaborative und anpassungsfähige Arbeitsweisen. Scrum, Kanban und andere agile Ansätze sind Teil dieses Rahmens.
  3. Design Thinking:
    • Design Thinking ist ein kreativer Problemlösungsansatz, der die Bedürfnisse der Nutzer:innen in den Mittelpunkt stellt. Es wird oft in multidisziplinären Teams angewendet und fördert die Zusammenarbeit, Innovation und Kundenorientierung.
  4. Coworking:
    • Coworking bezieht sich auf flexible Arbeitsumgebungen, in denen Menschen aus verschiedenen Unternehmen gemeinsam arbeiten. Diese Modelle fördern Zusammenarbeit, Networking und eine dynamische Arbeitskultur.
  5. Remote Work:
    • Remote Work oder Telearbeit ermöglicht es Mitarbeitenden, von verschiedenen Standorten aus zu arbeiten, oft dank digitaler Technologien. Dieses Modell betont Flexibilität und Work-Life-Balance.
  6. Purpose-Driven Organizations:
    • Purpose-Driven Organizations legen den Fokus auf einen klaren Unternehmenszweck, der über finanzielle Gewinne hinausgeht. Dies soll Mitarbeitende motivieren und eine sinnstiftende Arbeitsumgebung schaffen.
  7. Intrapreneurship:
    • Intrapreneurship fördert unternehmerisches Denken und Handeln innerhalb einer Organisation. Mitarbeitende werden ermutigt, innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen, ähnlich wie in einem Start-up.
  8. Work-Life-Integration:
    • Work-Life-Integration versucht, die strikte Trennung von Arbeit und Privatleben aufzubrechen. Es geht darum, eine Balance zu finden, die den individuellen Bedürfnissen und Lebensstilen gerecht wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass viele Organisationen Elemente verschiedener Modelle kombinieren, um eine für ihre Bedürfnisse passende „New Work“-Umgebung zu schaffen. Zudem entwickelt sich das Konzept ständig weiter, da die Arbeitswelt auf die sich ändernden Anforderungen reagiert.

Zwei lächelnde Geschäftsfrauen sitzen in einem modernen Büro.

New Work ist mehr als Tischkicker: Anforderungen an die neuen Arbeitswelten

New Work ist seit Jahren ein großes Thema. Zwischen vielen bunten Post-Its, Tischkickern und Sitzkissen, wird in vielen Unternehmen über den Weg in die neue Arbeitswelt nachgedacht und doch steht am Ende häufig ein großes Fragezeichen: Worüber reden wir eigentlich? Homeoffice, Design Thinking oder darüber, das am besten jedes Unternehmen wie ein Startup arbeiten soll? 

Die Anforderungen an Mitarbeitende steigen

Ein einfaches Erfolgsrezept ist nicht in Sicht. Das liegt in der Natur der Sache: Die Welt wird globaler, komplexer, digitaler und verändert sich rasant – das spürt jedes Unternehmen.

Deutlich wird dies insbesondere dann, wenn man sich die steigenden Anforderungen gegenüber Mitarbeitende anschaut. Die sogenannte VUCA-Welt (aus dem Englischen: Akronym aus Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) verlangt neue Kompetenzen von Fach- und Führungskräften. Leadership, Empathie und hohe Kommunikationskompetenzen werden zu den wichtigsten Fähigkeiten im modernen Arbeitsumfeld. Wie lernen wir möglichst schnell mit diesen Herausforderungen umzugehen und das auch noch ohne unsere KPIs aus den Augen zu verlieren?

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In einem weiteren Artikel zeigen wir Ihnen, warum Soft Skills in der modernen Arbeitswelt wichtiger sind denn je.

Selbstwirksamkeit wappnet für die neue Arbeitswelt

Ein Unternehmen, das seine Mitarbeitenden als größten Wert anerkennt und ihnen vielfältige Möglichkeiten bietet, sich im Rahmen ihres Berufsalltags einzubringen und Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen, positioniert sich mit einem klaren Wettbewerbsvorteil. Denn ein Feel-Good-Manager und eine agile Kultur lösen nicht über Nacht alle Fragen nach Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit, die ausschlaggebend für die benötigte hohe Ambiguitätstoleranz wirken.

Vom War of Talents zum War for Hearts

Doch auch die Mitarbeitenden – besonders junge Fachkräfte – formulieren hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber und die Retention sinkt branchenübergreifend. Und da geht es längst nicht nur um das Gehalt. Es findet ein Paradigmenwechsel auf dem Arbeitsmarkt statt, der besonders von Berufseinsteigenden gelebt wird, deren Ansprüche an ihren Arbeitsplatz wachsen.

Viele Unternehmen reagieren darauf mit einer Priorisierung kultureller Prozesse und entwickeln diverse Maßnahmen um ihre Mitarbeitenden auf sich ändernde Bedingungen vorzubereiten. Eine empowernde, positive Unternehmenskultur und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sind dabei ausschlaggebend für eine nachhaltige Mitarbeiterbindung.

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In einem weiteren Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie den War for Talents gewinnen und noch wettbewerbsfähiger werden.

Warum es nicht nur um Feel-Good-Manager und Agilität geht

Ein Feel-Good-Manager und eine agile Kultur lösen nicht über Nacht alle Fragen nach Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit. Gerade deshalb sehen Expert:innen ein großes Potential im Bedarf sozialer Organisationen. Dort kann man die eigenen Skills in einem neuen Kontext einbringen und lernt die gesellschaftliche Relevanz der eigenen Perspektive ganz praktisch und live kennen.

Skilled Volunteering vermittelt wichtige Skills für die neue Arbeitswelt

Doch Veränderung bietet auch immer neue Chancen. Es entstehen neue Formen der Zusammenarbeit, neue Prozesse und neue Bedürfnisse. Hier besteht die Möglichkeit sinnvolle innovative Ansätze auszuprobieren und Synergien zu entdecken.

Ein neuer globaler Trend ist das Skilled Volunteering. Skilled Volunteering ist der am stärksten wachsende Bereich von Corporate-Citizenship-Programmen. Mehr als 50 Prozent der größten Unternehmen weltweit setzen die Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden ein, um soziale Organisationen über einen spezifischen Zeitraum zu unterstützen und deren komplexe Herausforderungen zu lösen. Fähigkeitsbasiertes Engagement ist eine besondere Form des Corporate Volunteerings, das die Vorteile eines Volunteering-Programms mit Personalentwicklungselementen verbindet.

Mitarbeitende unterstützen soziale Organisationen mit ihren beruflichen Fähigkeiten in einem klar abgesteckten Rahmen. Dabei werden Kompetenzen wie Agilität, Reflexion und Verantwortung gezielt ausgebaut und in einem neuen Kontext angewandt. So lässt sich nachweisbar die Performance, Retention und Identifikation der Mitarbeitenden steigern. Gelebte sinnerfüllte Unternehmenskultur die auch noch einen gesellschaftlichen Mehrwert bietet – ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Zukunft der Arbeitswelt.

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In Episode 2 unseres Podcasts ergründen wir, wie man eine mehrsprachige Unternehmenskultur fördert und wie man diese lebendig hält. Jetzt reinhören:

Wie sieht New Work an verschiedenen Arbeitsplätzen aus? 3 Beispiele

New Work wird an verschiedenen Arbeitsplätzen und in unterschiedlichen Branchen auf unterschiedliche Weise umgesetzt, wobei die spezifischen Anforderungen und Kontexte berücksichtigt werden. Hier sind drei Beispiele für die Umsetzung von New Work in verschiedenen Arbeitsbereichen:

New Work als Bürokonzept

  1. Flexible Arbeitszeiten und -orte:
    • Mitarbeitende haben die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten, und es wird vermehrt Remote Work ermöglicht.
  2. Bürogestaltung:
    • Offene Bürokonzepte fördern die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Mitarbeitenden. Es gibt auch Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten und informelle Besprechungsbereiche.
  3. Technologische Unterstützung:
    • Fortschrittliche Technologien werden eingesetzt, um die Kommunikation zu verbessern, virtuelle Zusammenarbeit zu erleichtern und die Effizienz zu steigern.
  4. Selbstorganisation und Eigenverantwortung:
    • Hierarchien werden flacher, und Mitarbeitende werden ermutigt, selbstorganisiert zu arbeiten. Eigenverantwortung und die Möglichkeit zur Mitgestaltung werden gefördert.
  5. Weiterbildung und Entwicklung:
    • Unternehmen bieten Möglichkeiten zur kontinuierlichen beruflichen Weiterbildung und persönlichen Entwicklung an.

New Work in der Medizin

  1. Telemedizin:
    • Digitale Technologien werden genutzt, um Diagnosen über virtuelle Konsultationen zu stellen und den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verbessern.
  2. Interdisziplinäre Zusammenarbeit:
    • Verschiedene Fachleute im Gesundheitswesen arbeiten enger zusammen, um die Patientenversorgung zu optimieren. Teams können sich aus Ärzt:innen, Pflegekräften, Therapeut:innen und Technolog:innen zusammensetzen.
  3. Patientenzentrierter Ansatz:
    • Die Arbeit in der Medizin wird stärker auf die Bedürfnisse und Präferenzen der Patient:innen ausgerichtet, um eine umfassende und personalisierte Versorgung zu gewährleisten.
  4. Innovationsförderung:
    • Medizinische Organisationen setzen auf innovative Ansätze und fördern die Entwicklung neuer Lösungen für medizinische Herausforderungen.
  5. Flexible Arbeitsmodelle:
    • Ärzt:innen und medizinisches Personal haben mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung, um den Anforderungen des Berufs besser gerecht zu werden.

New Work in der Pflege

  1. Patientenfokussierte Pflege:
    • Die Pflege wird stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen ausgerichtet, und die Pflegekräfte spielen eine aktivere Rolle in der Gestaltung der Pflegeprozesse.
  2. Digitale Pflegedokumentation:
    • Digitale Plattformen werden für die Pflegedokumentation genutzt, um den Informationsaustausch zu verbessern und effizientere Abläufe zu ermöglichen.
  3. Pflege in der Gemeinschaft:
    • Ein verstärkter Fokus auf die Pflege in der Gemeinschaft ermöglicht es Pflegekräften, flexiblere Arbeitsmodelle zu nutzen und stärker in die Lebenswelt der Patient:innen integriert zu sein.
  4. Gesundheitsförderung:
    • Unternehmen unterstützen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pflegekräfte durch Maßnahmen zur Stressreduktion, Burnout-Prävention und Work-Life-Balance.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Implementierung von New Work an verschiedenen Arbeitsplätzen individuell angepasst wird und von den spezifischen Anforderungen und Möglichkeiten in jeder Branche abhängt. Der gemeinsame Nenner besteht jedoch darin, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die flexibel, kollaborativ, innovativ und an den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientiert ist.

Lächelnde Geschäftsfrau erklärt ein Konzept auf ihrem Laptop.

Neue Arbeit, neue Werte, viele Vorteile: Warum New Work heute relevanter ist als je zuvor

Der Grund für die heutige Relevanz von New Work ist, dass die Digitalisierung unseren Arbeitsalltag verändert. So ist die traditionelle Lohnarbeit ein Auslaufmodell, dass durch neue Technologien – Künstliche Intelligenz, Machine Learning und den damit verbundenen Trend zur Industrie 4.0 – ersetzt wird. Auch starre örtliche, zeitliche und inhaltliche Fixierung ist nicht mehr zeitgemäß und die meisten Routinetätigkeiten sowie viele komplexe Arbeitsprozesse können bereits von Maschinen übernommen werden. 

Somit passen die Arbeitsmodelle der Industriegesellschaft nicht mehr zu dieser zunehmend digitalisierten Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Eine neue Arbeitsgestaltung wird immer wichtiger und die kreative Potenzialentfaltung des einzelnen zu einer zentralen Anforderung an die Arbeit.

Angelehnt an das Konzept von Bergmann gewinnen dabei folgende Werte an einer ganz neuen Relevanz:

  • Selbstständigkeit
  • Teilhabe an der Gemeinschaft 
  • individuelle Handlungsfreiheit

Vorteile für Mitarbeitende

New Work bietet eine Reihe von Vorteilen für Mitarbeitende, die dazu beitragen können, ihre Arbeitszufriedenheit, Produktivität und berufliche Entwicklung zu fördern. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:

  1. Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort:
    • Mitarbeitende haben die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten und gegebenenfalls von verschiedenen Orten aus zu arbeiten. Dies ermöglicht eine bessere Work-Life-Balance und eine individuellere Anpassung an persönliche Bedürfnisse.
  2. Eigenverantwortung und Selbstorganisation:
    • New Work fördert eine Kultur der Eigenverantwortung, bei der Mitarbeitende mehr Einfluss auf ihre Aufgaben und Projekte haben. Selbstorganisation wird unterstützt, was die Motivation und das Engagement fördern kann.
  3. Entwicklung von Fähigkeiten und Weiterbildung:
    • Durch den Fokus auf kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung haben Mitarbeitende die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich weiterzuentwickeln. Dies kann sowohl die berufliche Zufriedenheit als auch die Karrierechancen verbessern.
  4. Kollaboration und Teamarbeit:
    • Neue Arbeitsmodelle fördern die Zusammenarbeit und Teamarbeit. Mitarbeitende können in interdisziplinären Teams arbeiten, um innovative Lösungen zu entwickeln, voneinander lernen und ihre Fähigkeiten gemeinsam nutzen.
  5. Gesundheitsförderung:
    • Unternehmen, die New-Work-Prinzipien umsetzen, legen oft Wert auf die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden. Dies kann sich in Gesundheitsprogrammen, Stressmanagement-Initiativen und Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance zeigen.
  6. Bessere Work-Life-Balance:
    • Durch flexible Arbeitszeiten und -orte haben Mitarbeitende die Möglichkeit, ihre Arbeit besser mit ihrem persönlichen Leben zu vereinbaren. Dies kann zu einer verbesserten Work-Life-Balance führen, was wiederum die Lebenszufriedenheit steigern kann.
  7. Mehr Einflussnahme und Mitbestimmung:
    • Mitarbeitende haben oft mehr Einfluss auf Entscheidungsprozesse und können sich stärker in die Gestaltung ihrer Arbeitsumgebung einbringen. Dies kann das Gefühl der Zugehörigkeit und Identifikation mit der Organisation stärken.
  8. Innovationsförderung und Kreativität:
    • New Work fördert eine Kultur der Innovation und Kreativität. Mitarbeitende werden ermutigt, neue Ideen einzubringen, und haben mehr Raum für kreative Lösungsansätze, was die Motivation und das Engagement steigern kann.
  9. Förderung von Vielfalt und Inklusion:
    • Neue Arbeitskonzepte betonen oft die Wertschätzung von Vielfalt und Inklusion. Dies schafft eine Umgebung, in der sich Mitarbeitende akzeptiert und respektiert fühlen, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren Merkmalen.
  10. Erhöhte Jobzufriedenheit:
    • Die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten, mehr Einfluss zu nehmen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, trägt insgesamt zur Mitarbeiterzufriedenheit bei.

New Work stellt den Menschen, seine Entwicklung und seine Freiheit in den Mittelpunkt. Mit Entscheidungsfreiräumen, Entfaltungsmöglichkeiten und einer stärkeren Partizipation bietet das Konzept eine Reihe von Vorteilen, die Mitarbeitenden heute wichtiger denn je ist. Gleichzeitig erlaubt New Work durch dezentrales Arbeiten und flexible Arbeitsbedingungen eine bessere Vereinbarkeit von Familien und Beruf.

Vorteile für Unternehmen

New Work bietet auch Unternehmen verschiedene Vorteile, die zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit beitragen können. Hier sind einige der wesentlichen Vorteile für Unternehmen:

  1. Erhöhte Mitarbeiterbindung:
    • Durch die Implementierung von New-Work-Prinzipien, wie Flexibilität und Eigenverantwortung, können Unternehmen die Mitarbeiterbindung stärken. Zufriedene und engagierte Mitarbeitende sind eher bereit, langfristig im Unternehmen zu bleiben.
  2. Steigerung der Mitarbeiterproduktivität:
    • Flexibilität in Arbeitszeit und -ort ermöglicht es Mitarbeitenden, ihre Arbeitsweise an ihre individuellen Präferenzen anzupassen. Dies kann die Produktivität steigern, da Angestellte in ihrer optimalen Umgebung arbeiten können.
  3. Bessere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen:
    • New-Work-Modelle fördern eine Unternehmenskultur, die sich besser an Veränderungen anpassen kann. Dies ist besonders wichtig in Zeiten rascher technologischer Entwicklungen und sich ändernder Marktbedingungen.
  4. Förderung von Innovation und Kreativität:
    • Die Schaffung einer Arbeitsumgebung, die Kreativität und Innovationsbereitschaft fördert, kann zu neuen Ideen und Lösungsansätzen führen. Die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams unterstützt diesen Prozess.
  5. Effizienzsteigerung und Kostenersparnis:
    • Durch die Implementierung von digitalen Technologien und flexiblen Arbeitsmodellen können Unternehmen effizienter arbeiten und Kosten im Zusammenhang mit traditionellen Arbeitsstrukturen senken.
  6. Attraktivität für Fachkräfte:
    • Unternehmen, die New-Work-Prinzipien umsetzen, können als attraktivere Arbeitgeber wahrgenommen werden. Dies erleichtert die Rekrutierung hochqualifizierter Fachkräfte, insbesondere bei jüngeren Generationen.
  7. Besseres Talentmanagement:
    • Die Fokussierung auf Talententwicklung und -management ermöglicht es Unternehmen, ihre Mitarbeitende besser zu fördern und auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten. Dies stärkt die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
  8. Agile Entscheidungsprozesse:
    • Flachere Hierarchien und selbstorganisierte Teams fördern schnellere und agilere Entscheidungsprozesse. Unternehmen können so flexibler auf Marktveränderungen reagieren.
  9. Image und Markenwert:
    • Die Umsetzung von New-Work-Prinzipien kann das Image eines Unternehmens verbessern und seinen Markenwert steigern. Dies ist besonders wichtig in Zeiten, in denen die Unternehmenskultur für Kund:innen und Mitarbeitende zunehmend bedeutsam ist.
  10. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung:
    • New Work kann dazu beitragen, eine nachhaltige Unternehmenskultur zu schaffen, die auf sozialer Verantwortung basiert. Dies kann das Ansehen des Unternehmens in der Öffentlichkeit positiv beeinflussen.

Kurzum: Auch die Unternehmen profitieren stark von einer gelungenen Umsetzung des Konzepts New Work. Zum einen, weil glückliche Mitarbeitende stärker an das Unternehmen gebunden und motivierter sind: Dieses Employer Branding hat wiederum geringere Fluktuation und höhere Produktivität zur Folge. Zum anderen bildet New Work eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung und damit auch in Zukunft einen enorm wichtigen Wettbewerbsvorteil. 

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So setzen Sie New Work in Ihrem Unternehmen um

Die Vorteile von New Work machen es für Unternehmen so wichtig, sich auf der Führungs- und HR-Ebene mit dem Konzept auseinanderzusetzen. Gleichzeitig handelt es sich hier nicht um starre Strukturen, die nach Lehrbuch eins zu eins übernommen werden können. Stattdessen sind es verschiedene Bereiche, die neu gestaltet werden können: angefangen von Organisationsformen über Führung und Struktur bis hin zur Arbeitsplatzgestaltung.

Für Unternehmen bedeutet es vor allem, Strategien zur Umsetzung zu identifizieren, die am besten zu ihnen passen. Dabei finden folgende Aspekte im Rahmen von New Work besonders häufig Beachtung.

Organisationsformen

Ein zentraler Punkt bei New Work stellt der Abbau der klassischen strengen Hierarchien dar. Hier geht es um grundlegende Veränderungen des Managements und der Organisationsformen, die es ermöglichen, alle Mitarbeitenden an Entscheidungen zu beteiligen.

Ein mögliches Konzept hierfür ist „Holacracy“, auch als „ganzheitliche Führung“ bekannt, welche die Top-down-Strukturen weglässt, die Autorität der Führungspositionen auf Teammitglieder verteilt und die Transparenz erhöht. Damit bietet das Konzept ganz im Sinne von New Work mehr Freiheit und Selbstbestimmung für die Mitarbeitenden.

Doch auch das Unternehmen profitiert bei der richtigen Umsetzung von zahlreichen Vorteilen. Zum einen steigert Holacracy die Innovationskraft und unterstützt effizientes und agiles Arbeiten. Zum anderen reduziert es den Koordinationsaufwand und entlastet das Management.

Führung

Mit der Auflösung starrer Organisationsformen werden auch die Führungspositionen neu definiert. Die Führungskraft nach New-Work-Ansatz unterscheidet sich von der klassischen Kontroll- und Weisungsinstanz. Vielmehr versteht sie sich vor allem als Digital Leader, der Mitarbeitenden Raum für freie Gestaltung und neue Ideen bietet, sie bei der Vernetzung und beim eigenverantwortlichen Handeln unterstützt und als Coach und Moderator fungiert.

Auch Vertrauen und Empathie gehören zu den Eigenschaften einer modernen Führungskraft, die auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeitenden kommuniziert. Befähigen statt führen heißt hier die Devise, die Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten der Weiterentwicklung bietet und einen gezielteren Einsatz ihrer Fähigkeiten ermöglicht. 

Strukturen

Die Unternehmensstrukturen werden im Rahmen des New-Work-Konzepts neu gedacht. Um Unternehmensziele besonders effizient zu erreichen, wird hierbei zum Beispiel auf interdisziplinäre Projektarbeit in gemischten Teams gesetzt.

Gegenüber starren Silos in Form von Abteilungen hat dieses Vorgehen den Vorteil, dass es Bildung von Netzwerken erlaubt. In diesen Netzwerken kommen Personen mit verschiedenen Backgrounds und den größten Kompetenzen in ihrem Bereich zusammenbringen: eine ideale Voraussetzung für erfolgreiche Projektumsetzung.

Arbeitsmethoden

Um die neue Arbeitsweise zu unterstützen, ist der Einsatz moderner Organisationstools gefragt: wie die Scrum-Methode, die Projektarbeit und agiles Arbeiten unterstützt. Sie gibt lediglich den Rahmen zur Projektarbeit vor, nicht aber den Prozess, den die Mitarbeitende selbst definieren. Zu den Vorteilen zählen vor allem hohe Flexibilität und Effektivität durch Selbstorganisation, Transparenz und kurze Kommunikationswege.

Weiterbildung und Lernen 

Neu ist ebenfalls die Art des Lernens. Auch hier sieht New Work mehr Flexibilität bei Denkmustern vor. Flexible interdisziplinäre Projekte statt starr organisierter Abteilungen ermöglichen eine neue Art des Wissenstransfers und des kollaborativen Arbeitens und zahlen langfristig mehr auf die Unternehmensziele ein.

Auch hier heißt es: geschlossene Silos aufzubrechen und aktiven Wissenstransfer zwischen den Mitarbeitenden zu fördern. Dieser kann ganz unterschiedlich aussehen. Ob digitale Workshops, gezielte Coachings oder Methoden, die eine Vernetzungskompetenz fördern wie WOL oder Peer Learning: Die neuen Lernformen sollen das neue Verständnis der Arbeitsorganisation sinnvoll ergänzen. 

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Flexible Arbeitszeiten

Arbeit von 9 bis 18 Uhr? Eine typische 40-Stunden-Woche? Konzepte, die nicht mehr zeitgemäß sind und somit nicht für alle Mitarbeitende infrage kommen. Die Möglichkeiten einer Teilzeit-Einstellung, der 30-Stunden-Woche oder des Jobs-Sharings, bei dem eine Vollzeitstelle geteilt wird, wird dagegen wichtiger.

Immer häufiger findet sie sogar bei Führungspositionen Anwendung: Führungstandems in Teilzeit ergänzen die veraltete Vorstellung von 60-Stunden-Wochen bei Top-Managern. Auch Gleitzeit und Vertrauenszeit spielen über alle Positionen hinweg eine immer größere Rolle und ermöglichen eine bessere Work-Life-Balance sowie eine höhere Motivation seitens der Mitarbeitenden

Flexible Arbeitsorte

Doch nicht nur zeitliche Flexibilität ist gefragt. Auch der Arbeitsort muss nicht mehr zwangsweise dem Unternehmenssitz entsprechen. Homeoffice, Mobile Work und Remote Work werden immer öfter praktiziert und haben insbesondere in Folge der Corona-Pandemie ein neues Level an Akzeptanz und Verbreitung erreicht.

Für Mitarbeitende kann die Ortsflexibilität eine bessere Work-Life-Balance bieten. Für Unternehmen erhöht sie die Möglichkeit, geeignete Talente zu finden und senkt gleichzeitig die Raumkosten für stationäre Büros.

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Arbeitsplatzgestaltung und Bürokonzepte

Nicht zuletzt geht es bei New Work auch um neue Konzepte der Raumgestaltung. Hierbei geht es weniger um den berüchtigten Kicker. Es geht vor allem darum, eine Umgebung zu schaffen, die gerade benötigt wird: ruhige Räume für konzentriertes Arbeiten, flexible Work Spaces für Austausch und Kreativität, Meetingräume und Telefonboxen für ungestörte Gespräche und digitale Treffen.

Die Auflösung fester Arbeitsplätze und Übergang zur flexiblen Platzwahl (Desk Sharing) unterstützt die Möglichkeit, Remote Work und Büroanwesenheit zu vereinbaren. Zudem spart es Kosten ein, die bei leerstehenden Arbeitsplätzen entstehen würden.

Gleichzeitig sollten diese Arbeitsplätze so gestaltet sein, dass sie die Arbeit erleichtern. Ob verstellbare Tische, technische Ausstattung oder Software, die auf die neuen Arbeitsbedingungen abgestimmt ist: Flexibles und selbstbestimmtes Arbeiten hat viele Aspekte, die nicht unterschätzt werden sollten. 

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Eine Gruppe Geschäftsleute diskutieren beim Mittagessen.

Warum Sie nicht jedem Trend des Megatrends New Work nachgehen sollten und wie Sie die besten Methoden finden

New Work ist mehr als nur ein Buzzword, es ist Aushängeschild, eine Unternehmenskultur – aber vor allem hinterlässt es viele fragende Gesichter. 

Im Zusammenhang mit New Work fallen oftmals Schlagworte wie Arbeit der Zukunft, Hierarchielosigkeit und der berüchtigte Tischkicker. Im Prinzip sind das alles Begriffe, die eine vage Vorstellung einer idealtypischen Arbeitswelt prophezeien. Mit einher gehen deshalb Trends und Anleitungen, die Unternehmen auf dem Weg zu dieser so vielversprechenden Welt anwenden sollen.

Doch bei dieser Flut an Methoden sind Unternehmen und Führungskräfte oft überfordert und verlieren #OnTheWayToNewWork den Überblick. Dabei geht es gar nicht darum, alle Trends mitzumachen, um modernes Arbeiten zu fördern, sondern auszuprobieren, was die beste Methode für die eigene Belegschaft ist.

1. New Work als Konzept

New Work ist in erster Linie ein Konzept, das bestehende Arbeitsprozesse hinterfragt und umwälzen will. New Work beschreibt den Prozess des Ausprobierens – es kann also keine allgemeingültige Maßnahmen geben. Wenn wir uns dessen bewusst werden, müssen wir uns zunächst mit uns selbst beschäftigen. In dieser Selbstreflexion sollten wir uns klarmachen, was im Team gut funktioniert, und dann Methoden herausfiltern, die an bestehenden Problemen ansetzen.

2. New Work kann nicht nachgemacht werden

Das impliziert auch, dass das bloße Nachmachen der sogenannten Vorreiter in Sachen New Work nicht zum Ziel führt. Wenn wir nach dem Vorbild von Google eine Barista einstellen, sieht das auf der Unternehmenswebseite natürlich vielsprechend aus. Doch guter Kaffee heißt nicht, dass sich die Mitarbeitenden automatisch wohler fühlen. Vielmehr sollen durch das Hinterfragen von Prozessen bestehende Strukturen grundlegend verändert werden.

Oder wie Frithjof Bergmann, der Urvater von New Work, das heutige Verständnis kritisiert: „Für viele ist New Work etwas, was Arbeit reizvoller macht, quasi Lohnarbeit im Minirock.“

3. New Work oder die Suche nach dem Sinn

Warum New Work zu einer so hochkomplizierten Angelegenheit geworden ist, ist vor allem der überwältigenden Erwartungshaltung geschuldet, die hinter dem Begriff steckt. Diese geht von Mitarbeitenden aus, die sich auf der Suche nach dem Sinn der eigenen Tätigkeit befinden, oder noch größer formuliert: dem Sinn des eigenen Lebens. Nicht umsonst gehen mit dem Trend New Work auch in anderen Lebensbereichen tausende Ratgeber einher: Die Karriere wird durch Achtsamkeit ersetzt, Yoga nimmt religiöse Züge an und der Beruf des „Lifecoachs“ boomt.

Hinter all diesen Trends versteckt sich die Postmoderne, ein soziologisches Muster, das den Zustand unserer Gesellschaft erklären soll. Im Prozess der Moderne haben unsere Eltern versucht, sich von Institutionen zu befreien. Die Kirche fiel weg, aber auch Vereinsmitgliedschaften gehören zunehmend der Vergangenheit an. In der Postmoderne finden wir uns in einem Zustand vollkommener Befreiung von Strukturen wieder. Allerdings bedeutet der Verlust dieser Strukturen auch eine große Orientierungslosigkeit. Wir müssen uns permanent neu definieren, uns ständig hinterfragen und damit auch unsere Arbeit. „Unsere Identität sei eine Narration und müsse ständig neu konstruiert werden“, formuliert es der Psychologe Wolfgang Kraus. Diese Freiheit, die wir in unserem ganzen Leben verspüren, soll es auch bei der Arbeit geben. Das ist ohne Orientierungsrahmen natürlich anstrengend – auch für die Unternehmen. Denn im Einklang mit dem Begriff New Work müssen sich nun auch die Unternehmen mit der Sinnsuche der Mitarbeitenden beschäftigen und so auch ihren eigenen Sinn rechtfertigen.

New Work ist also mehr als ein Trend, es ist vielmehr die Antwort auf gesellschaftliche Fragen unserer Zeit. Das erklärt auch, warum das Konzept erst jetzt, und nicht schon in den 80ern bekannt wurde. Es ist der Prozess des Neudefinierens von Strukturen und dazu gehört das Hinterfragen und Ausprobieren. New Work ist somit das Lebensgefühl einer Organisation.

Junge Geschäftsleute unterhalten sich in einem modernen Großraumbüro.

Welche Voraussetzungen von New Work müssen gegeben sein?

Sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende können von den neuen Arbeitsformen profitieren. Damit der theoretische New-Work-Ansatz auch in der Praxis funktioniert, bedarf es aber der Akzeptanz aller Beteiligten. Gleichzeitig muss auch Politik für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen.

1. Das Unternehmen als Identitätsstifter 

Damit New Work praktizierbar ist, müssen Unternehmen eine neue Kultur entwickeln. Traditionelle Betriebe agieren gegenüber ihren Mitarbeitenden oft immer noch lediglich als Arbeitgeber. Bei der Organisation von Arbeit spielen Hierarchien und Weisungsrechte eine zentrale Rolle. 

Ein Unternehmen, das traditionelle Arbeitsformen durch New Work ersetzen will, muss sich als Identitätsstifter verstehen, der in der Lage ist, Mitarbeitende auch emotional zu binden und ein Arbeitsumfeld zu erzeugen, das Eigenständigkeit, Vernetzung und intrinsische Motivation ermöglicht. Voraussetzungen dafür sind neben strukturellen Veränderungen eine ausgeprägte Corporate Social Responsibility und Vertrauen in die eigenen Mitarbeitenden. Ebenso wichtig sind aktives Employer Branding und gutes Storytelling, damit die eigenen Angebote intern und extern tatsächlich und in positiver Weise wahrgenommen werden. 

2. Commitment aller Mitarbeitenden 

Der Wille zur Umsetzung von New Work muss jedoch nicht nur bei der Unternehmensleitung, sondern bei allen Beteiligten vorhanden sein. Junge Mitarbeitende der Generationen Y und Z werden mehrheitlich keine Schwierigkeiten haben, New Work zu praktizieren. Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung im Job gehören zu ihren zentralen Arbeitswerten.

Jedoch wird ein Teil der Mitarbeitenden bei der Realisierung von New Work auch Hilfestellungen – beispielsweise im Hinblick auf Selbstorganisation und den Umgang mit flexibler Arbeit – brauchen. Eine gute und konsistente Kommunikation zwischen der Führungs- und HR-Ebene sowie den Mitarbeitenden ist hier essenziell.

3. Politik für die Rahmenbedingungen der neuen Arbeitsweisen

In einem weiteren Sinne ist im Hinblick auf die Neugestaltung von Arbeit auch die Politik gefragt. Zu ihren Aufgaben gehört, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für New Work durch Wirtschafts- und Sozialreformen zu fördern und die Rahmenbedingungen von Arbeit zu modernisieren.

Relevante Themen sind hier beispielsweise Diversity, die Aufhebung des Gender Pay Gaps oder Flexibilisierungen des Arbeitszeitgesetzes. Im politischen Tagesgeschäft spielen sie bisher eher am Rande eine Rolle.

Eine Gruppe Geschäftsleute geben sich ein High 5 in einem Meeting.

Warum New Work die Zukunft unserer Arbeit ist

„New Work“ oder „Neues Arbeiten“ ist in den vergangenen Jahren zu einem echten Trendkonzept geworden – so sehr, dass manche schon die Augen verdrehen, wenn sie davon hören. So nachvollziehbar das sein mag, es wird ihm nicht gerecht: Das Anliegen, das wir mit New Work beschreiben, ist echt und wichtig und wir sind auch – wenn wir mal ehrlich sind – in unserer alltäglichen Arbeitswelt noch weit von einem neuen oder einem anderen Arbeiten entfernt.

Der Begriff „Neue Arbeit“ geht, wie bereits erwähnt, auf den Soziologen Frithjof Bergmann zurück, der bereits in den 70er-Jahren über anderes Arbeiten nachdachte. Er war weit gereist und hatte sich sowohl den Kapitalismus, als auch den Kommunismus angeschaut und festgestellt, dass die Menschen hüben wie drüben zu wenig frei arbeiteten. Ihre Arbeit war stark fremdbestimmt, Gestaltungsspielräume nur in engen Grenzen vorhanden. Sie konnten weder im Kleinen, an ihrem Arbeitsplatz, wirklich Einfluss nehmen, noch das große Ganze – den Markt oder die Marktwirtschaft – wirklich beeinflussen.

„Vielleicht haben die Mitarbeitenden auch die Wahl, ob sie dieses oder jenes Telefon oder diesen oder jenen Computer nutzen wollen.“

Mit dem, was er dann New Work nannte, ersann Bergmann eine ganz andere Wirtschaftsform, eine, bei der die Produktion von Gütern von der industriellen hin zu einer gemeinschaftlichen verwandelt werden sollte. Auf dieser Grundlage sollte dann ein ganz neues Wirtschaftssystem entstehen können, bei der die klassische Lohnarbeit reduziert werden würde und Freiräume entstehen sollten für lokale Community-Produktion abseits anonymer Fabriken, neben Freiräumen für Arbeit, die man wirklich tun will – Arbeit, die Spaß macht, herausfordert, die sinnvoll ist.

Denn für Bergmann ist der Kern neuer Arbeit nicht nur Wahlfreiheit zwischen Alternativen, sondern echte Handlungsfreiheit. Wenn man sich anschaut, was in vielen Unternehmen heute unter der Flagge „New Work“ segelt, so kann man feststellen, dass wir noch in einem Stadium sind, wo es vor allem um die Wahl verschiedener Parameter für die Arbeitenden geht: Arbeitsort – daheim, im Büro oder, ganz fortschrittlich, im Coworking Space; Arbeitszeit – Vollzeit oder Teilzeit; oder vielleicht haben die Mitarbeitenden auch die Wahl, ob sie dieses oder jenes Telefon oder diesen oder jenen Computer nutzen wollen.

Frithjof Bergmann war seiner Zeit voraus, ohne Frage, doch das seine Ideen ausgerechnet heute ein Comeback erleben, ist ganz sicher kein Zufall. Die Technologisierung macht vieles von dem endlich möglich, was er sich damals vorstellte. Die Digitalisierung ist ein starker Treiber in der Verwandlung der Arbeitswelt – gepaart mit der Erkenntnis, dass es so einfach nicht weitergehen kann, wie wir bisher arbeiteten.

 „Das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit sollte uns heute noch viel stärker als bei Bergmann ein Anliegen sein – nicht nur in Bezug auf ökologische Ressourcen, sondern auch in Bezug auf den Menschen und sein Kraft- und Zeitbudget.“

Auch wenn wir heute immer noch ein gutes Stück von Bergmanns Vision entfernt sind, so sind uns doch bereits ganz beeindruckende Fortschritte gelungen. Dass wir den Mitarbeitern wieder zuhören und ihnen gewisse Gestaltungsspielräume zugestehen, ist sehr wertvoll. Denn sowohl Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer müssen sich ja an eine gewisse Freiheit gewöhnen – wenn man sich die Entwicklung der Arbeitswelt der letzten einhundert Jahre anschaut, wird deutlich, wie sehr wir uns abgewöhnt haben, uns von Prozessen zu verabschieden, Verantwortung zu übernehmen oder nachhaltig zu wirtschaften.

Deshalb ist Neue Arbeit nicht nur ganz eng mit dem Menschen verknüpft, sondern sollte eingebettet in eine ganz neue Vorstellung von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit sollte uns heute noch viel stärker als bei Bergmann ein Anliegen sein – nicht nur in Bezug auf ökologische Ressourcen, sondern auch in Bezug auf den Menschen und sein Kraft- und Zeitbudget. Und damit wird klar, welche Bedeutung Digitalisierung und Neue Arbeit für uns haben: Sie ermöglichen es uns, zum Kern zurückzukehren, zum Menschen und damit zu uns.

„Wenn eine Organisation ihre Gehaltsstrukturen offenlegt, so ist auch das schon ein Stückchen New Work – kommen wir doch aus einer Arbeitswelt, in der wir in die Arbeitsverträge geschrieben haben, dass man nicht über Geld reden darf.“

Was wir heute schon sehen können, sind ganz beeindruckende Experimente und Initiativen in den Unternehmen. Neue Arbeit sind Strukturen, die geschaffen werden, wie ganz neue Organisationsformen, individuelle Arbeitsplatzgestaltung – angefangen vom Arbeitsplatz an sich bis hin zu Teilzeitvereinbarungen oder Angeboten zu flexibler Arbeit – aber auch Angebote für größtmögliche Transparenz. Wenn eine Organisation ihre Gehaltsstrukturen offenlegt, so ist auch das schon ein Stückchen New Work – kommen wir doch aus einer Arbeitswelt, in der wir in die Arbeitsverträge geschrieben haben, dass man nicht über Geld reden darf.

Neue Arbeit ist aber auch, Menschen mit Kompetenzen auszustatten: Ihnen Freiräume zu geben, sie zu Selbstführung anzuleiten, im Team über Führung nachzudenken oder sich Prozesse auszudenken, wie sie sich gegenseitig Feedback geben können. Neue Arbeit ist auch, Methoden auszuprobieren, sich gegenseitig zu Mentor:innen oder zu Coachs zu machen und Innovationsworkshops oder interne BarCamps zu veranstalten.

Daraus wird deutlich, dass Neue Arbeit so viel mehr ist, als das, was wir sehen und anfassen können – New Work ist eine Haltung, ein Mindset. Der Wille herumzuexperimentieren, Sachen auszuprobieren, sie vielleicht zu verwerfen, wenn sie nicht das gewünschte Ergebnis bringen, die Hinwendung zum Menschen und zu seinen Bedürfnissen. Wie sehr Neue Arbeit eine Haltung ist, kann man sehen, wenn man in die Unternehmen hineinschaut: Man kann ganz sicher versuchen, die Kommunikation im Haus durch ein neues Tool zu vereinfachen, doch wenn die Menschen nicht bereit dafür sind, werden sie es einfach nicht nutzen.

Man muss das nicht alles auf einmal tun. New Work ist etwas, das in einer Zelle im Unternehmen entstehen kann und sich dann in andere Bereiche ausbreitet – weil Bedürfnisse entstehen, Wünsche artikuliert werden, die Menschen ermutigt werden. Schritt für Schritt, in der Geschwindigkeit, die in das Unternehmen passt. Das ist in Ordnung. Denn die Grundvoraussetzung für New Work ist Lust am Gestalten und Lust etwas Neues auszuprobieren – und sich nicht von Angst leiten zu lassen.

Fazit: Die Bedeutung von New Work – ein Ausblick in die Zukunft

New Work is now. Und New Work ist die Zukunft. Mit der zunehmenden Digitalisierung wird die Bedeutung des Konzepts weiter steigen und damit den Unternehmen, die sich bereits frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt haben, einen großen Vorsprung bescheren. Wer das neue Arbeiten dagegen für eine vorübergehende Erscheinung hält, läuft Gefahr, den richtigen Zeitpunkt für dringend notwendige Modernisierungsschritte zu verpassen.

Doch nicht nur die Bedeutung von New Work wird zunehmen. Auch ist anzunehmen, dass es neue Formen, Ausprägungen und Trends geben wird. Hier liegt es an den Unternehmen, passende Ansätze für die eigene Organisation zu wählen, zu implementieren und auch in Zukunft agil auf die Veränderungen der Arbeitswelt zu reagieren.  

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Anika Wegner

Anika Wegner

SEO Content & Blog Manager — Sprache als Zugang zu anderen Kulturen ist ein Thema, das Anika sehr am Herzen liegt. Deshalb schreibt sie bei Babbel über Themen, wie Unternehmen von Sprachlernlösungen profitieren können.

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