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Personalmanagement

Die Macht der Worte: Mehr Vielfalt dank gendergerechter Sprache

Lea Naschberger
Veröffentlicht: 26 Februar 2021
Upgedatet: 20 Februar 2023

Es ist Mittwochmorgen und die Firmenleitung trifft sich zu einer Sitzung. Die neun Männer und drei Frauen nehmen Platz und der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden mit den Worten „Liebe Kollegen, danke, dass Sie gekommen sind.“ Was fällt hier auf? Erstens spiegelt das Geschlechterverhältnis der Teilnehmenden die bedauernswerte Realität wider, die noch immer in den Führungsetagen deutscher Unternehmen vorherrscht. Zweitens wird diese Realität durch den unbewussten Sprachgebrauch des Vorsitzenden aufrechterhalten.

Aber die Frauen im Meeting sind doch „mitgemeint“, würden viele nun sagen. Doch genau hier liegt das Problem: Mit dem generischen Maskulinum der „Kollegen“ werden die Frauen nicht angesprochen. Sie sind faktisch unsichtbar. Diese Unsichtbarkeit trägt dazu bei, dass vielen Frauen der berufliche Aufstieg noch immer erschwert wird. Zu oft wird ihr Potenzial übersehen und sie werden nicht für höhere Positionen in Betracht gezogen. Wie sehr unsere Sprache zu dieser Benachteiligung beiträgt, wird dabei oft unterschätzt.

Die Lösung liegt auf der Zunge

Kaum ein anderer Lebensaspekt bestimmt unsere Wahrnehmung, Gefühle und Handlungen so sehr wie unsere Sprache. Durch sie erschaffen wir unsere Realität. Wollen wir also in einer Welt leben, die sich durch die gleiche Teilhabe aller Geschlechter auszeichnet, so müssen wir uns kritisch mit den negativen Auswirkungen einseitiger Sprache auseinandersetzen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Sie durch bewusste Kommunikation zur Chancengleichheit beitragen können, und welche Rolle dabei sprachliche Weiterbildung einnehmen kann.

Fangen Sie an, gendergerecht zu kommunizieren

Dass die normative Verwendung maskuliner Personenbezeichnungen in vielen Sprachen zur Diskriminierung von Frauen beiträgt, wurde erstmals in den 1970er-Jahren Teil des öffentlichen Diskurses. Seither hat sich in der Sprachforschung viel getan und es wurden verschiedene Strategien entwickelt, um geschlechtergerechte Sprache zu fördern. Dabei kommen meist zwei Methoden zum Einsatz: das Sichtbarmachen und das Neutralisieren.

Sichtbarmachen

Beim Sichtbarmachen geht es darum, alle Personen einer gemischten Gruppe gleichermaßen anzusprechen. Am geläufigsten ist hierbei die Benennung beider Geschlechter, z. B. Kundinnen und Kunden. Auch das sogenannte Splitting mit Schrägstrich findet häufig Verwendung: auf Wunsch der/des Kundin/Kunden. Eine weitere Kurzform nutzt das sogenannte Binnen-I zur Markierung: KundInnen. Diese Form wird in jüngster Vergangenheit jedoch zunehmend vom sogenannten Gender-Sternchen abgelöst: Kund*innen. Denn die Verwendung des Asterisks vermittelt die Botschaft, dass auch Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen, miteinbezogen werden.

Neutralisieren

Damit die Lesbarkeit eines Textes nicht zu sehr leidet, können auch geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet werden. Hier eignen sich Substantive, die im Singular und Plural geschlechtsneutral sind, wie Mensch, Person, Mitglied, Lehrkraft etc. Auch können Personen oft durch Institutionen ersetzt werden: die Wissenschaft statt Wissenschaftler, die Leitung statt Leiter. Im Plural funktionieren substantivierte Partizipien und Adjektive sehr gut, z. B. Lehrende, Mitarbeitende, Nutzende, Interessierte etc. Und Sätze mit Pronomen lassen sich zumeist leicht umformulieren: Aus „jeder ist willkommen“ wird „alle sind willkommen“.

Die Debatte um gendergerechte Sprache wird anhaltend geführt und unsere Sprache unterliegt ständigem Wandel. Unternehmen sollten sich von dieser Ambivalenz allerdings nicht abschrecken lassen. Sie müssen nicht von heute auf morgen perfekt geschlechtergerecht kommunizieren. Wichtig ist, die Unternehmenskommunikation regelmäßig zu reflektieren und so Schritt für Schritt für mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Zahlreiche weitere Tipps und Informationen finden Sie auf Portalen wie Geschickt gendern oder Genderleicht sowie in vielen Leitfäden, die von deutschsprachigen Bildungseinrichtungen online zur Verfügung gestellt werden.

Fördern Sie Chancengleichheit durch sprachliche Weiterbildung

Gendergerechte Sprache hört nicht bei der eigenen Muttersprache auf. In unserer globalisierten Berufswelt arbeiten immer mehr Mitarbeitende in einer Zweitsprache. Auch schlechte Sprachkenntnisse und mangelndes kulturelles Verständnis können zur Benachteiligung von Frauen und Minderheiten führen. Für Unternehmen lohnt es sich deshalb in dreierlei Hinsicht, in die sprachliche Weiterbildung der Belegschaft mit einem Sprachlernangebot wie Babbel for Business zu investieren.

  • Erstens geben Sie Ihren Mitarbeitenden und insbesondere den Frauen in Ihrem Team die Möglichkeit, ihre praktischen Fähigkeiten zu erweitern. Sprachkenntnisse sind mittlerweile Grundvoraussetzung auf dem Lebenslauf und für den beruflichen Aufstieg entscheidend. Außerdem steigern sie die Effizienz im gesamten Unternehmen, indem Fehlkommunikation und Konflikte vermieden werden.
  • Zweitens fördert Sprachenlernen den Perspektivenwechsel. Die kompakten Lektionen von Babbel for Business behandeln kulturelle Besonderheiten und zeigen, wie andere Sprachen mit dem Thema Gender umgehen. Interessant ist hier zum Beispiel die Vorreiterin Schwedisch: 2015 wurde das Pronomen hen offiziell anerkannt, um Personen neutral zu bezeichnen.
  • Drittens können Mitarbeitende wichtige Soft Skills mit den Babbel-Sprachkursen trainieren. Die Lerninhalte vermitteln karrierefördernde Kompetenzen, zum Beispiel Verhandlungen zu führen, Projekte zu besprechen oder zu präsentieren. So unterstützen Sie besonders weibliche Mitarbeitende dabei, ihre Selbstsicherheit und Leadership-Skills am Arbeitsplatz zu stärken.

Wie Babbel sich für Vielfalt einsetzt

Diversität macht uns stärker – so lautet einer der Kernwerte von Babbel. Wie bereichernd Vielfalt für Innovation und Zusammenarbeit ist, erlebt unser Team mit Menschen aus über 50 Nationen täglich. Doch auch die Sprachexpert*innen von Babbel müssen sich regelmäßig vergegenwärtigen, wie Kommunikation frei von Diskrimination am Arbeitsplatz am besten gestaltet werden kann. Neben internen Diskussionsveranstaltungen und Initiativen möchten wir Diversität auf all unseren Kommunikationskanälen nach außen tragen.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Lerninhalten selbst. Lernende des Französischen werden beispielsweise bemerken, dass in den Kursen durchgehend sogenannte Mediopunkte, also Punkte auf halber Höhe, in den Endsilben verwendet werden, um Personenbezeichnungen angemessen auszudrücken. Auch auf Deutsch wird entweder das Gender-Sternchen verwendet oder neutral formuliert. Zu inklusiver Kommunikation gehören aber nicht nur linguistische Aspekte. Auch bei der Auswahl des Bildmaterials achtet das Team darauf, Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Alter und sexueller Orientierung abzubilden.

Aus eigener Erfahrung können wir von Babbel bestätigen: Ja, es mag zunächst mehr Reflexion und Umgewöhnung bedeuten, bei der täglichen Arbeit auf geschlechtergerechte Sprache zu achten. Doch der positive Effekt und die daraus resultierende spürbare Offenheit in der Unternehmenskultur übersteigt den anfänglichen Aufwand um ein Vielfaches. Aus diesem Grund, möchten wir auch Sie ermutigen, sich durch reflektierte Sprache für mehr Gleichberechtigung einzusetzen, und Sie mit unserem inklusivem Sprachlernangebot tatkräftig dabei unterstützen.

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Lea Naschberger

Senior Content Marketing Manager — Lea ist Expertin für HR-Themen, wie Mitarbeiter-Benefits oder Corporate Learning. Sie ist davon überzeugt, dass mehrsprachige Teams der Schlüssel zum Erfolg sind.

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